Historie

HISTORIE DER TÖPFERINNUNG

 1388 - 1938  /  550 Jahre Töpferhandwerk

Ouelle: Festbeilage zum Schönburger Tageblatt und Waldenburger …
Nr. 200 Sonnabend/Sonntag, 27./28. August 1938

INNUNGSBRIEF DER TÖPFER

von 1388

Die Töpfer zu Waldenburg erhielten am 5. April 1388 von Friedrich Herrn von Waldenburg, dem damaligen Landesherrn der Herrschaft Schönburg- Waldenburg, ihren Innungsbrief.

Soviel bekannt ist, war dies die erste Gründung einer Töpferinnung im Deutschen Reiche. Der auf Pergament geschriebene Innungsbrief ist bei dem Töpferhandwerk zu Waldenburg noch vorhanden. Das Siegel fehlt.
Wortlaut
„Wir, Friedrich von Schönburg, Herr zu Glauchau und unsere Erben bekennen und tun kund in diesem offenen Briefe allen, die ihn sehen, hören oder lesen, daß wir erlaubt haben, unsern Töpfern zu Waldenburg, daß sie keinen einnehmen sollen, bei ihnen Meister zu sein, noch das Handwerk bei Ihnen zu treiben, der ein auswärtiger Mann oder Knecht ist, er bringe denn gute Kundschaft, daß er ein wohlgehaltener Mann sei, und soll ihnen( =den Töpfern) geben zum Meisterrechte zwei Pfund Wachs und ein Viertel Bier. Wäre es denn, daß ein auswärtiger Mann oder Knecht bei ihnen nähme eines Meisters Tochter oder eine Meisterin(=Witwe) und bei ihnen wollte arbeiten, der soll geben zum Meisterrechte ein Pfund Wachs und eine Tonne Bier. 
Wer denn das Handwerk bei ihnen lernen wollte, der soll ihnen geben zwei Pfund Wachs. Auch ob(=wenn) sie sich untereinander übel handelten mit Worten, das sollen sie selber richten ohne Arg, sofern als dieselben Sachen ihren Willen zu ihnen geben, so sollen sie “is“ (d.h. in dieser Sache)von uns ohne Wandel (= Aenderung, Strafe) bleiben. Der vor(stehend) geschrieben „eynunge“ (wohl Innung?) ganz zu halten dem Armen als den Reichen. Daß wir ihnen dieses erlaubt haben, des hängen wir unser Insiegel an diesen offenen Brief, der gegeben ist nach Christi Geburt dreizehnhundert Jahr darnach in dem achtundachtzigsten Jahre am Sonntag Quasimodogeniti (1388, 5. April).

„Wir, Friedrich von Schönburg ...“

Anzahl von Meistern
Die Anzahl von Meistern in Waldenburg ersehen wir urkundlich zuerst aus dem Jahre 1590. Damals gab es 9 selbständige Meister mit Brennöfen. Darüber, ob die Anzahl 1388 und noch früher bereits auch schon so hoch war, fehlen die Nachweise. Die Handwerksordnung von 1388 wurde durch umfangreiche Innungsartikel in den Jahren 1559, 1675 und 1690 durch die Herren von Schönburg- Waldenburg revidiert und verbessert. Neue Spezialartikel erhielten die Töpfer 1837.
Zum Weihnachtsquartal - 22. Dezember 1898 - wurde der Beschluß gefaßt, die Freie Töpferinnung in eine Zwangsinnung umzugestalten. Das ist nicht geschehen; sie bestand als „Freie Innung“ fort und erhielt am 9. Dezember 1899 neu aufgestellte Innungsstatuten. Durch die Umschaltung der Innungen im nationalsozialistischen Sinne wurde 1936 die Innung aufgelöst und mit der Töpfer- und Ofensetzerinnung zu Chemnitz vereinigt. Die ehemalige Innung zu Waldenburg bildet jetzt eine besondere Fachgruppe Scheiben-und Ofentöpfer, deren Obmann der Töpfermeister und Tonwarenfabrikant Karl Resch in Waldenburg, Ortsteil Altstadt, ist.
Durch die Umschaltung der Innungen im nationalsozialistischen Sinne wurde 1936 die Innung aufgelöst und mit der Töpfer- und Ofensetzerinnung zu Chemnitz vereinigt. Die ehemalige Innung zu Waldenburg bildet jetzt eine besondere Fachgruppe Scheiben-und Ofentöpfer, deren Obmann der Töpfermeister und Tonwarenfabrikant Karl Resch in Waldenburg, Ortsteil Altstadt, ist.
Die 'ungesperrte'  -
Innung
Die Innung war von der Gründung an eine “ungesperrte“ Innung, d.h. nicht nur Söhne von Meistern konnten Lehrling und Meister bei ihr werden, sondern auch Auswärtige- „eyn aus wendic man odir knecht“ (wie es im Innungsbriefe von 1388 heißt)- konnte bei der Innung aufgenommen werden. 
So gibt z.B. das Meisterbuch auch an, daß 1711 Samuel Churtz, ein Töpfer aus Mittweida, Meister bei der Innung wurde und sein Handwerk in Waldenburg betrieb. 
Auch sogenannte „Landmeister“ hatte die Innung, d.h. solche Töpfer, die anderwärts wohnten und es mit der „Innung hielten“. 
1705 brachte Johann Vetterling in Altstadt Waldenburg bei offener Lade vor, er wolle sich als ein Landmeister bei der Innung einkaufen und sein Gewerbe in Lichtenstein treiben. 
Das Meisterrecht wurde ihm gegen Entrichtung von 12 Gulden zugesagt.

„Zu Waldenburg, da man die guten irdischen Gefäße machet … 

Petrus Albinus berichtet in seiner 'Meißnischen Bergck Chronica' 1590 u. a. folgendes: „Zu Waldenburg, da man die guten irdischen Gefäße machet … macht man die edlen und weitberühmten Waldenburgischen Gefäße, so nichts von Säften in sich ziehen, ja auch das Venetische Glas halten, item (desgleichen) im Feuer lang ausdauern. Diese Geschirre pflegen wir gemeiniglich steinerne zu nennen, weil sie so hart gebrannt werden, daß man Feuer mit den Schirbeln (=Scherben) schlagen kann, wie mit Hornstein oder Feuerkies.

Petrus Albinus (Peter von Weiße; * 18. Juni 1543 in Schneeberg; † 31. Juli 1598 in Dresden) war ein Professor in Wittenberg, der als Begründer der sächsischen Geschichtsschreibung gilt.

Illustration: Meißnische Bergck Chronica, Quelle: Wikimedia Commons, Public Domain (D, US)

Schmuck an den Gefäßen

Ueber das Kunstgewerbliche unseres heimischen Töpferhandwerks im 16. und 17. Jahrhundert berichtet uns Berlings verdienstvolle Abhandlung sehr viel und anschaulich an den im Bild gezeigten Gefäßen. Hiernach befanden sich u. a. lineare und pflanzliche Formen an den Gefäßen eingeschnitten. Der plastische Schmuck – entweder modelliert oder durch Formen hergestellt – zeigte Städte- und Fürstenwappen, Brustbilder von Kurfürsten, Heiligen usw., zuweilen in buntfarbiger Ausführung. Eine oft wiederkehrende Eigenart an Waldenburger Gefäßen, wodurch sie als solche festzustellen sind, besteht darin, daß in den schmalen Rinnen, die um die Gefäße gezogen sind, als Ornament die römische Zahl XII eingedrückt ist. Dieser Schmuck ist auch auf einigen Scherbenfunden zu sehen, die sich im Heimatmuseum zu Waldenburg befinden.

Agricola (16. Jahrhundert) schreibt, daß man in Waldenburg die Gefäße vor dem Brande mit trockenem Sand betreue, wodurch sie eine rauhe Oberfläche erhielten. Albinus (ebenfalls 16. Jahrhundert) berichtet, man streue einen gleißend-groben Sand an die Gefäße vor dem Brennen, sodaß sie darnach aussähen, als wären Perlen darauf gewachsen. So ist nach alledem erwiesen, daß die Waldenburger Töpfer schon im 16. Jahrhundert schöne kunstgewerbliche Arbeiten geliefert haben.

Die Waldenburger Pfeifenmacher-Innung

Das Tabakrauchen in Pfeifen wurde in Deutschland im Dreißigjährigen Kriege durch englische und niederländische Truppen bekannt. Die ersten Tonpfeifen kamen aus Holland, dann aus Köln. 
In Sachsen entstanden die Tonpfeifenmachereien zu Anfang des 18. Jahrhunderts. So z. B. in Grimma (1730), Leisnig, Königsbrück, Dresden und vor allem in Altstadt-Waldenburg. Hier trieben die Pfeifenmacher das Handwerk anfänglich nicht zunftmäßig, da es -streng genommen- nicht zur eigentlichen Töpferei gehörte. Am 17. Oktober 1725 erhielten die Pfeifenmacher zu Altstadt-Waldenburg vom Grafen Christian Heinrich von Schönburg-Waldenburg ihre ersten Innungsartikel verliehen. 

Gründer der Innung waren: Johann Christian Voigt, Johann Heinrich Laßpe, Johann Jacob Wilcke, Johann Gottfried Stolper, Johann Uhlig, Andreas Meyer, Otto Engebrecht Lange, Johann David Gletitzsch, …
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